Montag, 11. Januar 2010

Schloss Radibor - Sorbisches Kulturgut

Übersetzung des Interviews aus Serbske Nowiny
Interesse für die Sorben, ihre Sprache und Kultur

Im Dezember wurde das Radiborer Schloss in einer Immobilienauktion an den Schweizer Erwin Feurer verkauft. Milenka Retschke hat mit dem Unternehmer und Immobilienmanager gesprochen.

Das Radioborer Schloss war mehrere Jahre im Besitz eines privaten Eigentümers, der nichts daran getan hat. Wie bewerten Sie das?
E. Feurer: Ich habe mehrmals mit meinem Vorgänger gesprochen. Jedoch erfuhr ich nicht, weshalb er sein Eigentum nicht genutzt hart. Schade, dass durch Inaktivität so viel Schaden entstanden ist. Es wird künftig wichtig sein die Menschen dafür zu sensibilisieren, dass sie Besitz anderer nicht zerstören dürfen.

Viele, selbst Einheimische, haben nicht mehr daran geglaubt, dass in diese Mauern erneut Leben einziehen kann. Sie jedoch glauben daran.
E. Feurer: Vor meiner Entscheidung habe ich mir gemeinsam mit meinem Sohn vier Objekte im Osten angesehen, die auf der Auktion angeboten wurden, unter anderem auch das Radiborer Schloss. Letztendlich habe ich mich dafür entschieden. Schade ist, dass dort alle Fenster zerschlagen wurden und dass die Türen fehlen. Diese Schäden hätten nicht sein müssen, hätte sich jemand um das Anwesen gesorgt. Ich mag Gebäude, in denen alte Substanz ihren Wert hat weit mehr als diejenige, welche mit heute hergestellten Dingen ausgestattet werden.

In Radibor sind viele Einwohner sorbischer Nationalität. Wissen Sie darüber, dass in der Lausitz die Minderheit der Sorben lebt?
E. Feurer: Mit Interesse habe ich in Verbindung mit dem Radiborer Schloss darüber gelesen. Ich habe eine Seele für Minderheiten. Sobald ich spüre, dass so eine an den Rand gedrängt wird, so weit ich informiert bin passiert dies auch mit den Sorben, empfinde ich das als unrecht. Gerade diese Bikultur und die mit Radibor verbundene Geschichte, sind für mich sehr reizvoll. Ich weiß, dass die Sorben konfessionell gebunden sind. Selbst bin ich evangelischer Gläubiger und meine Frau ist Katholikin. Das ist meines Erachtens ein bindendes Element. Ich interessiere mich für Minderheiten und deren Probleme. So habe ich zum Beispiel die Geschichte der Rätoromanen verfolgt. Ich kann ihre Angelegenheiten sehr gut verstehen. Deshalb interessiert mich auch das Leben der Sorben in Deutschland.

Was soll mit dem Radiborer Schloss geschehen?
E. Feurer: Erst gestern Abend habe ich mit einem Fensterbauer gesprochen, der die Fenster einbauen wird. Das ist meines Erachtens jetzt eine der notwendigsten Arbeiten, die in den kommenden Wochen passieren muss. Dann bemühe ich mich darum, mit Hilfe des internationalen Burnout Fonds Geld zu sammeln. Ich bin Besitzer des Anwesens, verlasse mich jedoch auch auf die Solidarität verschiedener Netze. Hier sollen an Burnout Erkrankte Erholung finden. Dafür ist es notwendig bestehende soziale Netzwerke in der Region und darüber hinaus aufzubauen. Dabei vertraue ich den Lausitzern. Deshalb suche ich derzeit nach entsprechenden Kontakten.

Jeden Tag wollen Sie eine Aufgabe erfüllen. Welche ist das heute?
E. Feurer: Heute möchte ich mit dem Denkmalschutz und Bauamt sprechen. Ich benötige Informationen, welche Bedingungen es in Radibor unter anderem hinsichtlich Elektro- und Wasseranschluss gibt. In St. Gallen haben wir zwei Jahre mit Notstromaggregaten gearbeitet. Das ging auch. Weiterhin will ich mit dem ehemaligen Besitzer über Versicherungsfragen sprechen.

Können sie sich vorstellen, das Schloss Interessierten zu öffnentlichkeit und Veranstaltungen mit sorbischen Künstlern durchzuführen?
E. Feurer: Es ist mir wichtig, dass das Gebäude auch für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt. Ich freue mich bereits auf kulturelle Veranstaltungen. Auf diesem Gebiet habe ich bereits mehr als 40 Jahre Erfahrungen. So wird es immer wieder Gelegenheit geben, sich das Schloss anzusehen. Sicherlich gibt es auch die Möglichkeit, sorbische Künstler zu püräsentieren. Ich suche regelmäßig den Austausch zwichen Ost und West. In der Schweiz habe ich auch einen Verlag, unter anderem für Kunstliteratur. Weshalb sollten wir dort nicht Bücher regionaler Autoren herausgeben? Meist gibt es Probleme bei der Finanzierung solcher Projekte. Ich bewirtschafte diesen Verlag mit geringen Mitteln. Vielen Dank!

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